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2015-03-04

Aller guten Dinge sind fünf - Sächsische Zeitung - Kamenz

Die Tourist-Information Oberlichtenau widmet eine Flyerserie bekannten Pulsnitzern. Sie selbst gibt es im fünften Jahr.

Von Constanze Knappe

Mit den frischgedruckten Flyern, die Lydia Förster hier präsentiert, ist die Tourist-Information Oberlichtenau für die neue Saison startklar.

Ganz druckfrisch sind die Flyer in den Händen von Lydia Förster. Die 18-Jährige aus Oberlichtenau, die ab Herbst Verkehrswirtschaft an der TU Dresden studieren wird, hat gerade ein touristisches Praktikum hinter sich. In Israel hat sich die Tochter von Bibelgärtner Maik Förster mit den touristischen Strukturen vertraut gemacht. Wieder zu Hause in Oberlichtenau dann damit, wie ein Reiseveranstalter so arbeitet. Und eine Tourist-Information. Just in jenen Tagen flatterten die neuen Flyer ins Haus. Sie haben nicht – wie bei Werbematerialien touristischer Einrichtungen häufig üblich – eine Sehenswürdigkeit zum Inhalt. Die fünf Blätter stellen die fünf großen Söhne von Pulsnitz vor: Bartholomäus Ziegenbalg, Ernst Rietschel, Dr. Julius Kühn, Prof. Dr. Walter Grundmann und Dr. Erich Stange. Zwar werde zu deren kulturgeschichtlicher Rolle schon eine Menge gemacht, doch sind die Persönlichkeiten dieser Männer ein Pfund, mit dem die Stadt Pulsnitz nach Ansicht von Maik Förster zu wenig wuchert. „Alle fünf haben aus rein christlicher Motivation gehandelt. Dieser Aspekt ihres Lebens kommt 25 Jahre nach der Wende in der öffentlichen Darstellung immer zu kurz“, erklärt Maik Förster. Die Flyer sind in einer Auflage von jeweils 5 000 Stück gedruckt worden. Kirchgemeinden und umliegende Schulen könnten davon sogar einen Klassensatz bekommen. Eingegangen auf dieses Angebot ist bislang jedoch nur ein Ethiklehrer aus Burkau. „Eigentlich schade“, findet Maik Förster.
Und noch eine Fünf spielt in dem Zusammenhang eine Rolle. Im fünften Jahr gibt es die Tourist-Information Oberlichtenau. Als sich der Pulsnitzer Ortsteil 2011 am Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ beteiligte, stellte sich heraus, dass genau ein solches Angebot noch fehlte. Oberlichtenau belegte damals auf Kreisebene einen dritten Platz. Die Freude darüber war größer als die Enttäuschung über die nur knapp verpasste Qualifizierung zum Landeswettbewerb. Dafür stehen mit dem Sieg auf Kreisebene 2014 alle Türen offen, um im Landesmaßstab überzeugen zu können.
Die Tourist-Info ist dafür gewappnet. Und das ohne jegliche finanzielle Unterstützung aus Pulsnitz, wie Maik Förster sagt. Die Einrichtung wird vom Touristikunternehmen Evangtours sowie dem Christlichen Verein Oberlichtenau (CVO) und dem Verein Aktiv Reisedienst quasi mitbetrieben. So entstehen keine zusätzlichen Personalkosten. Wanderpläne zum Beispiel für das Gebiet um den Keulenberg werden nicht gedruckt verschickt, sondern im Internet zum Herunterladen angeboten. Das kommt bei den Besuchern gut an – und spart Kosten. Den Druck der Flyer über Oberlichtenau, Keulenberg, Schloss, Tiefental und Liederweg haben ortsansässige Firmen mitfinanziert. Ohne deren Unterstützung gebe es nichts dergleichen.
Als Konkurrenz zur Pulsnitzer Stadtinformation sehen die Oberlichtenauer ihre nicht. Vor allem Seniorenwandergruppen aus Dresden klopfen an ihre Tür, ebenso Behindertengruppen aus ganz Sachsen und Südbrandenburg. Eine Behindertentoilette wurde extra gebaut. Begrüßt werden die Gäste von Bibelgärtner Maik Förster, dessen Frau Susanne oder Mitarbeiterin Diana Haase. Geöffnet ist täglich 7.30 bis 17.30 Uhr, bei schönem Wetter auch an den Wochenenden. Ansonsten können sich Besucher an der Tür der Scheune selbst wetterfest verstaute Flyer entnehmen.
Nicht erst seit den neuen Flyern ist Dr. Erich Stange in Oberlichtenau bekannt. Auf sein Betreiben nahm im Februar 1957 die erste evangelische Telefonseelsorge in Deutschland ihre Arbeit auf. Seit 1996 trägt das Jugendhaus des CVO seinen Namen. In diesem Jahr soll vor dem Gebäude eine Telefonzelle aufgestellt werden. Als interaktives Denkmal. Mit einer Bücherbox im Inneren, wo man sich jederzeit nach Lust und Laune Lesestoff entnehmen und auch selbst Bücher hineinlegen kann.
Lydia Förster nimmt viele Eindrücke aus ihrem Praktikum in der Tourist-Info mit. Ihr nächstes in einer Dresdner Firma kam durch einen Tipp aus Israel zustande.