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2011-12-17

So stehts um unsere Bergbauden (Sächsische Zeitung - Kamenz)

Anmerkung zum nachfolgenden SZ-ARtikel von Touristikfachwirt Maik S. Förster:

"Der Gast oder Kunde ist niemals schuld am Niedergang eines Angebotes - sondern immer der Anbieter selbst. Wer dies nicht begreift, ist sowohl in der Gastronomie als auch im Tourismus fehl am Platze. Die Betreiber des Keulenberges wurden mehrfach eingeladen, sich in den touristischen Strukturen vor Ort zu engagieren - leider wurde dies abgelehnt."


Im Oberlausitzer Verlag erschien jetzt ein Buch über Bergbauden. Anlass für die SZ, die vier Ziele der Region zu besuchen. Fazit: Es sieht nicht gut aus. Nun bangt auch der Keulenberg um seine Zukunft.

Die Baude auf dem Keulenberg in Oberlichtenau verabschiedet sich am 1. Januar 2012 in die Winterpause. Nach einem ausgebuchten Weihnachtsfest und Silvester wird dann Ruhe einkehren, denn erfahrungsgemäß trauen sich kaum Gäste im Winter hinauf. Befürchtet werden eine glatte Zufahrtsstraße sowie Schneemassen. Zudem sei es viel zu teuer, die kaum gedämmte Baude einzuheizen, sagt Geschäftsführerin Ute Jenichen. Sie stammt aus Königsbrück und betreibt in Dresden erfolgreich die Kochschule Kochloft. Als Gesellschafterin der Keulenberg Gastronomie Gesellschaft hat sie die Keulenbergbaude vor gut anderthalb Jahren gepachtet und neu eröffnet. Ob sie die Baude nach dem Winter wieder aufschließt, ist derzeit allerdings mehr als fraglich.

Denn Ute Jenichen blickt auf ein sehr schwieriges Jahr zurück. Die Geschäfte gehen schlecht. Es kommen zu wenig Gäste, an manchen Tagen gar niemand. „Entweder wir sind ausgebucht oder man ignoriert uns“, sagt sie resigniert. Die Leute seien immer noch sehr skeptisch. Schließlich hätten vor ihr schon viele Wirte hier oben vergeblich ihr Glück versucht. Mit viel Optimismus hatte sie die Baude übernommen, um auf dem Keulenberggipfel eine tolle Gastronomie zu bieten und das wunderschöne Fleckchen Erde zu erhalten, wie sie sagt. Doch der Traum scheint geplatzt. „Die Lage ist, dass ich derzeit nur draufzahle. So kann es nicht weitergehen“, so die 33-Jährige.

Kaum Weihnachtsfeiern

Der geringe Umsatz reiche nicht aus, um sämtliche Kosten zu decken. Ein paar Hundert Euro Umsatz müssten pro Tag erreicht werden. Davon sei man weit entfernt. Nur von Gästen, die am sonnigen Sonntagmittag kommen, könne man nicht leben, so Jenichen. Es ist paradox: Genau an solchen Tagen müsse sie Gäste wegschicken, weil schlicht kein Tisch mehr frei ist. Diese Gäste sieht sie meist nicht noch einmal: „Es heißt dann gleich, die machen ja genug Umsatz.“ Doch die Bücher sprechen eben eine andere Sprache. Sogar jetzt, mitten in der Vorweihnachtszeit, in der die Gastronomie allerorts brummt, ist es auf dem Keulenberg still. „Wir hatten kaum Weihnachtsfeiern, am zweiten Advent nicht mal 100 Euro Umsatz, das kann nicht sein.“ Ute Jenichen ist es leid, Gründe für die Misere zu suchen. „Hauptgrund ist natürlich, dass wir viel zu wenig Gäste aus Oberlichtenau und der Region haben“, sagt sie. Aus dem Ort oder der Stadt Pulsnitz erfahre sie kaum Unterstützung, sagt Ute Jenichen. Sie fühlt sich mit ihren Bemühungen ein Stück weit im Stich gelassen. Auch von Busunternehmen, von denen sie sich Touristengruppen auf dem Ausflugsziel mit Potenzial erhoffte.

„Ich habe 32 Busunternehmen und damit alle in der Region angeschrieben, es gab keine Reaktionen. Nur eine, es war eine Absage.“ Seit Eröffnung ist der Betrieb der Baude ein riesiges Verlustgeschäft. Ute Jenichen buttert aus ihrem Vermögen immer wieder dazu. Erst seit zwei Monaten wäre ein leichter Aufwärtstrend zu spüren. „Da konnten wir ein leichtes Plus erwirtschaften“, sagt die Geschäftsführerin. „Doch das landet ja sofort beim Finanzamt.“ Dass sie und ihr Team vieles richtig gemacht haben, beweise das Lob der Gäste. Sie konnten mit der Qualität der Gerichte und dem Ambiente überzeugt werden, wiederzukommen. Doch um langfristig zu überleben, gibt es davon zu wenige.

Wurzel bleibt geöffnet

Deshalb zieht es Ute Jenichen ernsthaft in Betracht, aufzugeben, um finanziell noch mit einem blauen Auge davonzukommen. Sie würde es nur sehr ungern tun, sagt sie. Mit einem ausgebuchten Silvesterabend hofft Ute Jenichen auf einen versöhnlichen Jahresabschluss. Kurzentschlossene sind in der Nacht des Jahreswechsels dennoch auf den Keulenberg eingeladen: Ab 23 Uhr wird es am Lagerfeuer dampfenden Glühwein und prickelnden Sekt an der Goldenen Wurzel geben. Diese wird übrigens auch an Winterwochenenden für Spaziergänger geöffnet sein, wenn die Bauden-Türen geschlossen sind.

„Bergbauden und Aussichtstürme der Oberlausitz“ von E. Garbe und P. Hennig erschien im Oberlausitzer Verlag. ISBN: 9783941908154





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