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2004-02-08

Am PC sind die Enkel die Lehrer

Sächsische Zeitung vom 08. Februar 2004

Am PC sind die Enkel die Lehrer
20 Senioren beim PC- und Internet-Kurs des Christlichen Vereins / Scheu abgebaut und Interesse geweckt
Von Bernd Goldammer

Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“. Selten ist ein Sprichwort deutlicher in Frage gestellt worden, als am vergangenen Wochenende in Oberlichtenau. 20 Senioren waren mit großen Plänen zum Computer-Wochenende des Christlichen Vereins gekommen.

Unter ihnen Roswitha Hofmann aus Laußnitz, die zwar schon als Einkäuferin mit PCs in Berührung gekommen ist, aber trotzdem sagt: „Es war schon ziemlich hart, als ich meine Schreibmaschine hergeben musste.“ Oder Henner Droese aus Lichtenberg, der im Präsidium des Sächsischen Schachverbandes aktiv ist: „Schon nach den ersten Schritten in diesem Ehrenamt wurde mir klar, ohne Computer wird das nichts.“ Und Ingenieur Ullrich Böhme, der mit Leib und Seele in Kirchbauprojekten engagiert ist. Die alte Lomitzer Dorfkirche hat es ihm besonders angetan. Im Moment ringt die dortige Kirchgemeinde um deren Erhalt. „Wenn ich etwas erreichen will, dann muss ich mit Computern umgehen können. Ich will mit vielen Menschen in der Welt Verbindung aufnehmen können, Gedanken oder Erfahrungen austauschen und natürlich das Anliegen unseres Kirchbauvereines in die Breite tragen“.

Ruhe und familiäre Atmosphäre ist alles

Den Umgang mit dem PC und speziell dem Internet zu erlernen, bedeutet in Oberlichtenau Ruhe und familiäre Atmosphäre. Bereits am Freitagabend begrüßt Mike Förster vom Christlichen Verein seine zwanzig Gäste. Das Kennenlernen steht zunächst im Mittelpunkt. Die 25 Euro Teilnehmergebühr decken Verpflegungs- und Übernachtungskosten. Alle Dozenten haben sich gut vorbereitet. „Ich erkläre den Leuten, wie wir spielen“, von Aufregung ist beim Zehnjährigen Georg Förster nichts zu spüren.

Also Enkel, aufgemerkt! Wenn Oma und Opa zukünftig nicht mehr reinzulegen sind, sie genau wissen, wie man unzulässige Internet-Seiten kurzerhand sperrt, dann hat vielleicht Georg dazu das Grundwissen gelegt. Der beliebteste Dozent dieses Wochenendes ist Lutz Grzonka aus Kamenz. „Er hat so eine einfühlsame, geduldige Art“, lobt Ullrich Böhme. Der 15-jährige Lessinggymnasiast erklärt, wie sich am schnellsten und günstigsten ein E-Mail-Konto einrichten lässt, und wie man dies effizient verwaltet. Danach stehen die Suchmaschinen auf dem Programm.

Wie man Favoriten-Homepages auf seiner Seite so einrichtet, dass man sie schnell wieder aufrufen kann, das hat Lutz seinen Schülern bereits bis zum Mittagessen beigebracht. „Ohne Stress“. Verena Morche aus Oberlichtenau freut sich über jeden Schritt, den sie hier weiterkommt. Sie hat von ihren Kindern einen Computer geschenkt bekommen.

Der Experte kommt bei Problemen zu Hilfe

In der gemütlichen Oberlichtenauer Atmosphäre hat sie bereits am Freitagabend jegliche Scheu vor dem großen Kasten verloren: „Gut finde ich, dass hier sofort jemand neben mir ist, der weiterhilft, wenn es mal schwierig wird.“ Vor allem die Kompetenz des Computerexperten René Klemmer aus Elstra schätzt sie. „Alle Computer sind miteinander vernetzt. Der Experte ist sofort greifbar, das beruhigt mich sehr“, schwärmt sie. Doch nicht nur den Umgang mit e-mails und Suchmaschinen lernen die 20 Senioren an diesem Wochenende kennen. „Die Sparkasse geht, Hombanking als Alternative“, lautete ein Arbeitsthema, bei dem auch Risiken und Sicherheitsaspekte erklärt wurden.

Für Wolfgang Psiuk aus Bernsdorf ist jetzt klar: „Ein PC wird als nächstes angeschafft“. Er hat gelernt, welches Gerät für seine Zwecke am geeignetsten ist. Fürs Einrichten zu Hause hat er hier Freunde gefunden: „Und wenn ich mal nicht weiter weiß, ruf ich halt mal wieder an.“