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2015-09-12

Ideenlos am Keulenberg? (Sächsische Zeitung - Kamenz)

Das private Gipfelareal ist verkauft. Um die Gastronomie steht es schlecht. Jetzt soll endlich ein Konzept her.

von Reiner Hanke

Der Sommer ist vorbei, aber die Wandersaison noch längst nicht zu Ende. Für die Gastronomie auf dem Keulenberg war sie schon vorbei, bevor sie angefangen hatte. Im Gasthaus sowieso nach dem Verkauf an einen neuen Eigentümer. Das ist die Heimpold Facility Management in Dresden. Sie hat statt Gipfelgastronomie ein Sozialprojekt für Jugendliche mit Suchtproblemen für das Gebäude gewonnen. Der Imbiss Goldene Wurzel ist auch dicht. Ausflügler sind enttäuscht und Bewohnern in der Bergregion schmeckt die neue Nutzung des Areals auf dem Ausflugsberg gar nicht. Es mehren sich Stimmen, die die Stadt Pulsnitz für ihre zu passive Rolle kritisieren, was den Berg betrifft. Als eine der markantesten Erhebung der Region wird er auch Wächter der Westlausitz genannt. So betonte auch der Pulsnitzer Kommunalpolitiker Reiner E. Rogowski (CDU) die touristische Bedeutung des Bergs. Die Kommune habe den Zug wohl mehrfach verpasst, auf die Entwicklung Einfluss zu nehmen. In dieselbe Kerbe haut der frühere Pulsnitzer Stadtrat Maik Förster, Tourismusfachmann und Oberlichtenauer Bibelgärtner, und spricht vom Niedergang des Ausflugsziels.

Unterdessen richtet sich der neue Mieter auf dem privaten Gipfelgrundstück ein. Das sind die „Radebeuler Sozialprojekte“. Am 11. September hat die gemeinnützige Gesellschaft zu einem Tag der offenen Tür für Fachleute auf den Berg eingeladen. Sie dürfen hinter den Maschendrahtzaun gucken. Der umschließt nun seit Kurzem das Gipfelareal von 25 000 m², das einstmals kommunale Sanitärgebäude inklusive. Das wurde dummerweise Anfang der 1990er-Jahre auf fremdem Grund gebaut, der Fehler nie korrigiert. Das ist für die Stadt Pulsnitz bitter, weil damit der Betrieb des eigenen Gipfelimbisses steht und fällt. Auch für Veranstaltungen wird’s schwierig.

Was wusste die Stadt über den anstehenden Verkauf des Areals?

Ex-Stadtrat Maik Förster wundert sich, dass die Stadt vom Verkauf überrascht worden sei, wie es bisher durchklang. Die Stadt hätte stattdessen auf ihr Vorkaufsrecht pochen und zumindest das Gelände mit dem Sanitärbau und damit den unabgängigen Zugriff auf Wasser und Abwasseranlagen, retten müssen. Der sei wichtig für die Entwicklung des städtischen Areals. Ohne WCs sei die Zukunft des Imbisses ungewiss. Die Stadt räumt nun auch ein, dass der anstehende Verkauf bekannt war und wegen des Vorkaufsrechts angefragt wurde. Die Stadt verzichtete. Ausschüsse und Rat blieben außen vor.

Warum nutzte die Stadt das Vorkaufsrecht nicht?

Dafür müsse ein öffentliches Interesse nachgewiesen werden. Das sei aus Sicht der Stadt schwierig, schätzt Bürgermeister Peter Graff (FDP) ein. Die Begründung: Es gebe seitens der Kommune keine Konzepte für das Gelände, die sie hätte vorweisen können. Auch finanzielle Gründe spielten hinein. Der Preis für das Areal lag nach SZ-Informationen bei 250 000 Euro. Außerdem wären Folgekosten für die Sanierung zu erwarten gewesen, heißt es aus dem Rathaus, verbunden mit dem Anspruch, wieder Leben auf den Berg zu bringen. Ein Fass ohne Boden, fürchtete die Stadt. Zudem sei ja immerhin der Gipfelbereich mit Aussichtsturm in städtischer Hand. Die Begründung bringt Bibelgärtner Maik Förster erst recht auf die Palme: Er selbst habe auf ein Entwicklungskonzept gedrängt, um das Berggebiet touristisch zu beleben. Es habe keine Reaktion gegeben. Die Bedeutung des Berges werde unterschätzt.

Wie geht es nun mit den Toiletten und dem Imbiss weiter?

Zu einem Verkauf des Toilettengrundstücks sei der aktuelle Eigentümer bisher nicht bereit, lässt die Stadt wissen. Er habe aber weiterhin Interesse, die Wurzel wieder flott zu machen. Die Zukunft sieht dennoch immer düsterer aus. Es sei überaus schwierig, einen Betreiber zu finden. Ohne wie bisher mit einer Gaststätte im Rücken, sei der Imbissbetrieb wohl unwirtschaftlich. Nun soll auch der Ortschaftsrat bei der Suche helfen, um vor Ort Interessenten zu gewinnen. Die Nutzung des vorhandenen WCs wird vom Eigentümer nach wie vor ausgeschlossen. Hier ist man bemüht, alternative Lösungen zu finden. Das gestaltet sich jedoch schwierig, weil es sich um Bauarbeiten im Landschaftsschutzgebiet handelt. Es gebe Gespräche mit dem Kreis. Deshalb sei es auch so gut wie unmöglich und auch kostspielig, Leitungen aus dem Privatareal auf das städtische zu verlegen.

Könnte es sogar den Neubau der einst abgerissenen Gipfelbaude geben?

Das wäre aus Sicht von Tourismusmanager Förster die beste Variante, um dem Berg als Ausflugsziel wieder einen Schub zu geben. Der Bergverein war damit nicht vorangekommen. Die vorhandene Baugenehmigung könnte reaktiviert und der heutige Spielplatz an dem Standort verlegt werden. Die Stadt sieht derzeit aber keine Chance dafür. Der Spielplatz sei mit Fördermitteln errichtet worden. Die müssten zurückgezahlt werden, falls dort jetzt gebaut würde.

Geht es jetzt zumindest konzeptionell mit dem Berg weiter?

Im Rathaus ist man sich der Brisanz des Themas und des enormen Nachholebedarfs mittlerweile bewusst. Das Image habe in den vergangenen Jahren gelitten. Der Bürgermeister kündigt deshalb seinerseits an: „Wir sind derzeit dabei, ein Konzept für die künftige Nutzung zu erarbeiten.“ Auch für die Zukunft der Goldenen Wurzel – mit oder ohne den neuen Besitzer der Ex-Gaststätte. Man werde auch mit anderen Beteiligten zusammenarbeiten, um aus dem Gipfel etwas zu machen.

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