Aktuelles

2014-01-23

Der Keulenbergverein hat sich aufgelöst - warum? (Sächsische Zeitung - Kamenz)

Der Keulenbergverein hat sich aufgelöst - warum? (Sächsische Zeitung - Kamenz) Gespräch:
Sz-Redakteur Frank Sühnel mit dem Ex-Vereins-Vorsitzenden Dieter Kunath

Das ist eine lange Geschichte. In der Hauptsache ist es der Grund, dass wir alle 20 Jahre älter geworden sind, keine jungen Leute finden konnten, die uns nachfolgen, und dass wir frustriert sind von der Situation, die gegenwärtig herrscht. Es ist eine ganz und gar verfahrene Kiste. Wir wollten ganz gewiss nicht, dass es mal so zu Ende geht, aber es geht eben nicht weiter.

Wieso ist die Kiste derart verfahren?

Es ist das Desinteresse der allermeisten Beteiligten. Von der Kommune kommt keine Unterstützung mehr, wir können unser Ziel, den Gipfel wieder so herzurichten, wie er einmal war, mit unseren Kräften nicht mehr erreichen. Wir fühlen uns mit unseren Ambitionen alleingelassen. Dazu kommt, dass wir, die wenigen aktiven Mitglieder, nicht mehr die Kraft haben. Die Jüngeren haben verständlicherweise nicht so eine Beziehung zum „Berg der Heimat“.

Welche Ziele haben Sie erreicht, welche nicht?

Das große Ziel war die Wiedererrichtung der Keulenbergbaude, da, wo jetzt der Spielplatz steht. Die Baude stand bis 1990 – zuletzt als Ruine. Mit der damaligen Bürgerinitiative Keulenberg, aus der der Verein hervorging, der Gemeinde, dem Rat des Kreises und der Bezirksbehörde der Volkspolizei gab es einen Vertrag, die Baude neu zu errichten. Die Einzigen, die ihn eingehalten haben, war die Bezirksbehörde der VP, die sollte die Ruine abreißen. Alle anderen taten nichts. Wir, also der Verein, haben sogar Wasser und Strom verlegt, auch Abwasser wäre unproblematisch gewesen. Und wir hatten sogar eine vorläufige Baugenehmigung, die dann aber aus finanziellen und baulichen Gründen durch den Verein als Nichteigentümer nicht realisiert werden konnte. Keiner der übrigen Verantwortlichen wollte die Wünsche der Bevölkerung zur Wendezeit umsetzen sowie die Rechtsnachfolge für die vertraglichen Bedingungen übernehmen.

Aber es ist auch viel geworden!

Natürlich, es war ja am Anfang eine unglaubliche Euphorie da, als die Denkmäler wiedererstanden. Also etwa die Augustsäule und das Bismarckdenkmal, dann der Pavillon, auch die sicherheitstechnischen Arbeiten am Turm. Da waren viele dabei, es gab Fördermittel, die Gemeinde half, Spenden kamen zusammen. Wir organisierten schöne Feste, die zur Tradition wurden, wie das Bergsingen und das Schützenfest. Die kleinen Gewinne aus den Veranstaltungen sollten den Baudenbau unterstützen. An dieser Stelle sei allen Bergfreunden, besonders in memoriam Heinz Geyer, Rudi Kummer, Herbert Kirfe und Bernd Kunath gedankt. Später funktionierte die Kommunikation nicht mehr so richtig. Gespräche beim Rat verliefen meist im Sande. Wir hatten die Aufgabe, uns auf dem Gipfel – Eigentümer ist die Kommune – zu kümmern. Und es war abgemacht, dass Entscheidungen, was auf dem Gipfel geschehen soll, von Verein und Verwaltung im Konsens getroffen werden. Am Ende haben die diversen Bürgermeister sowie Stadt- und Gemeinderäte das meiste einseitig entschieden. Gespräche mit der Stadtverwaltung Pulsnitz, die durchaus stattfanden, führten zumeist ins Leere.

Aber der Berg wird doch sehr gut angenommen ...

Das ist es ja. Trotz fehlenden Konzepts und Ideen ist der Keulenberg ein Magnet und ein touristisches Aushängeschild. Dieses Wahrzeichen unserer Umgebung wird nach wie vor von vielen Gästen genutzt. Beim Spielplatzbau war eine hilfreiche Unterstützung und Gemeinsamkeit zu verspüren. Zu einem attraktiven Wandererlebnis gehört aber eine bedürfnisgerechte Einkehr. Die Pächter gaben sich jedoch die Klinke in die Hand, ohne die Gastronomie auf dem Gipfel zum positiven Erlebnis der Besucher werden zu lassen. Die Zusammenarbeit funktionierte immer nur kurz.

Wie soll es auf dem Gipfel weitergehen?

Ich weiß es nicht. Wir wissen es nicht. Über die Diskussionen und den ganzen Frust sind, was ich am meisten bedaure, sogar Freundschaften zerbrochen. Es bestand immer weniger Interesse, auf dem Berg was anzupacken und zu organisieren. Nun kümmert sich wohl leider niemand mehr. Das tut weh und bewegt uns mit echter Sorge. Wenn sich die Stadtverwaltung doch besinnen sollte oder anderweitig eine Initiative entsteht, sind immer noch Bergfreunde da, die gern mithelfen würden.

Was wird mit dem Vereinsvermögen?

Wir befinden uns noch in der Liquidation. Die Kita und die Sportgemeinschaft bekommen etwas. Geld wird noch benötigt, um letzte Aufgaben zum Ende zu bringen. Ein Teil des Vereins-Inventars, wie Tische, Stühle, Bänke Futterkrippen, übereignen wir der Stadt. Unser Wunsch und Hoffen besteht darin, dass trotzdem noch viele Besucher den Weg zum Gipfel finden und den Geist des Riesen, der Nymphen und Zwerge zu spüren bekommen.


Sitemap anzeigen Design und Verwaltung der Webseite: Pulsnitz Webdesign | Datenschutz Admninistration